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Studentisches Engagement in Zeiten der Pandemie (Teil 1)

22.06.2020

Anderen im Alltag unter die Arme greifen, Informations- und Beratungsarbeit leisten – so engagieren sich LMU-Studierende in Zeiten der Corona-Pandemie.

Durch und durch Mediziner: Martin und Aurelia engagieren sich neben ihrem Studium bei More Viral Than The Virus (MVTTV).

Martin ist außerdem als Coronahilfe im Klinikum Schwabing und als Medizinkommunikator auf seinen YouTube-Kanälen tätig.

Internationale Initiative #MOREVIRALTHANTHEVIRUS

Martin (21) ist einer von weltweit über 100 Medizin-Studierenden, die im Frühjahr eine internationale Kampagne zur Bekämpfung des Coronavirus starteten. More Viral Than The Virus (MVTTV) richtet sich an junge Leute und betreibt medizinische Aufklärung in den sozialen Medien. Besonders am Anfang der Pandemie nahmen viele die Gefahr nicht ernst, also veröffentlichten die Studierenden einen offenen Brief in 29 Sprachen. Es folgte ein zweites Video in knapp 100 Sprachen und Landesdialekten und mit einer klaren Message: „Stay home“.

LMU-Student Martin produzierte das Video mit und sprach als deutscher Repräsentant einen Satz ein. Das Video ging viral, damit war es jedoch nicht getan. Es sind einfache, doch wirkungsvolle Botschaften, die das malaysisch-singapurische Kernteam in den sozialen Medien verbreitet. So räumen die Studierenden zum Beispiel mit Coronamythen auf – oder geben in Livestreams Ideen zur physischen und mentalen Selbstfürsorge in der Isolation.

Auch Martins Kommilitonin Aurelia wirkt bei der Initiative mit. Sie nähte Mundschutze für Familie und Freunde und beteiligte sich als österreichische Repräsentantin an mehreren Videos. Seit dem Ausbruch der Pandemie führt sie einen Kalender. „Ich finde es wichtig, dass man sich auch jetzt noch damit beschäftigt, denn jedes Leben ist schützenswert“, sagt Aurelia: „Ich verzichte lieber auf meine Freiheiten, damit immunschwache und ältere Menschen nicht gefährdet werden.“

Corona-Osterkorb-Aktion

Lukas studiert Ethnologie an der LMU und arbeitet nebenbei als Fahrradkurier. Als Dankeschön an das unermüdliche medizinische Personal verteilte er am Ostersonntag zusammen mit anderen Lastenradfahrern über 80 prall gefüllte Geschenkkörbe an Intensivstationen und Pflegekräfte in der Münchner Innenstadt. Das Projekt wurde von einem Münchener Arzt initiiert, Privatpersonen und Chocolaterien spendeten die Körbe. Dadurch wurden auch kleine lokale Geschäfte unterstützt, die von der Pandemie betroffen sind: Pralinenmanufakturen, Buchläden, ein Speisecafé und eine Kaffeerösterei.

„Ich fand es eine super Sache, dass sich so viele Leute engagieren“, erzählt Lukas. Die Aktion war für ihn aus zwei Gründen unterstützenswert: „einerseits, um sich bei den Helfern zu bedanken, aber auch um Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass sie lokal einkaufen und die Wirtschaft in ihrer Nachbarschaft unterstützen sollen.“ Als Dankeschön für die Fahrradkuriere gab es einen Workshop bei einer lokalen Pralinenmanufaktur – so hatte am Ende jeder ein süßes Ostergeschenk.

Am Ostersonntag war Lukas ein Kurier der besonderen Art. Mit Lastenrädern transportierten er und die anderen Fahrer die bis zu 80 kg schweren Osterkörbe zu den Münchner Kliniken. Fotos: Stephan Esser

Die Funzel: Infectious Philosophy

„Die Funzel”, das philosophische Magazin von Studierenden der LMU und der Hochschule für Philosophie München, bietet Schreibwilligen seit 2018 eine Plattform für Gedankenaustausch. Was für LMU-Studentin Lena zählt, ist der „Funzel-Spirit“: Meinungsvielfalt, hochschulübergreifende Kollaboration und ausgefallene künstlerische Aktionen.

Lena (20) betreut als Teil der Münchner Redaktion die neue Rubrik im Funzel-Blog. Darin widmen sich Studierende und Gastautoren philosophischen Fragestellungen in Bezug auf unseren Umgang mit dem Coronavirus – Fragestellungen, die aus ihrer Sicht in der öffentlichen Debatte zu kurz kommen. Mit der Kolumne „Infectious Philosophy – The Corona Diary” suchen sie Anschluss, mitunter auch international. Viele der dort publizierten Texte sind auf Englisch.

Inspiriert wurde die Kolumne vom Seminar „Pandemic ethics“ von LMU-Dozent Jan-Christoph Heilinger, das Lena besuchte. „Statt Fragen zu beantworten möchten wir Raum für Diskussion schaffen“, sagt Lena: „über die ethischen Implikationen der Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen oder über Fragen, die bisher noch nicht bedacht wurden“. Mitdiskutieren erwünscht!

Philosophie-Studentin Lena mit der dritten Ausgabe der Funzel. Durch die Illustrationen von Kommilitone Hannes bekommt das Magazin eine gestalterische Kontinuität. Foto: Jonas Riedinger

Corona School: Lernbegleitung in herausfordernden Zeiten

Seit dem 15. Juni 2020 dürfen Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen in Bayern wieder die Schulbank gegen die Heimlehre tauschen. Jede zweite Woche lernen die meisten jedoch nach wie vor daheim. Um Schüler, Lehrkräfte und Eltern beim Homeschooling zu entlasten, wurden in den vergangenen Monaten viele Initiativen ins Leben gerufen. So engagieren sich deutschlandweit über 9.000 Studierende im Nachhilfeverein Corona School, darunter Simon und Florian (beide 21) von der LMU.

Die Corona School vermittelt Kontakte zwischen Schülern und Studierenden und sorgt für eine zuverlässige virtuelle Lernbetreuung. Die Nachhilfestunden finden browserbasiert per Video-Chat statt – „ganz unkompliziert und niederschwellig“, wie Simon betont. Über die sozialen Medien erfuhr der Lehramtsstudent von der Plattform und beschloss sofort mitzumachen. Einfach den Studentenausweis in die Kamera zeigen, per Jitsi das Eignungsgespräch führen – schon konnte es losgehen. Florian, Physikstudent und LMU-Koordinator der Corona School, erfuhr durch einen Fernsehbericht davon und war von der technischen Umsetzung der Lernumgebung angetan.

„Mir macht die Wissensvermittlung Spaß. Es liegt mir im Blut, anderen etwas zu erklären“, sagt Physik- und Mathenachhilfelehrer Florian, der das Angebot der Corona School uniweit verbreitet.

Für beide Studenten ist der virtuelle Unterricht eine spannende neue Situation. „Man wird ins kalte Wasser geworfen“, sagt Simon, denn „das Unterrichten lebt vom persönlichen Kontakt“. Dass man sein Gegenüber zumindest per Video sieht, ist für Florian entscheidend: „Zum Erklären gehört nicht nur das Fachwissen, sondern dass man mit Mimik mit Gestik arbeitet, auch mal eine Skizze macht und in die Kamera hält.“ Von seinen Schülern, die die 10. und 11. Klasse besuchen, hat er durchweg positives Feedback erhalten. Er bespricht mit ihnen Fragen zum Unterricht und zu den Aufgaben, die sie per E-Mail oder Skype vom Lehrer erhalten.

„Das Schöne am Unterrichten ist, dass man auch immer etwas dazulernt“, sagt Florian: „Fürs Studium ist es gut, weil man die Grundlagen wiederholt. Und durch die Fragen sieht man alles aus einem anderen Blickwinkel.“ So profitieren beide Seiten vom Unterricht – auch wenn er auf ehrenamtlicher Basis stattfindet.

Als die Familie von Simons Schüler ihn bezahlen wollte, lehnte der Lehramtsstudent ab. Stattdessen spendet die Familie das Geld für seine wöchentliche Latein-Nachhilfe an einen Verein, der sich für Kinder aus finanziell schwachen Familien einsetzt. Die Institution durfte Simon selbst aussuchen. Mit der Lösung ist er sehr zufrieden – so wird nicht nur seine Zeit, sondern auch das Geld in ein nachhaltiges Bildungsprojekt investiert.

Simon engagiert sich neben der Corona School auch bei Studenten bilden Schüler e. V. Der studentische Verein vermittelt kostenlose Nachhilfe an Kinder aus benachteiligten Verhältnissen.

Weitere Initiative: Lernbegleitung am MZL

Um den Herausforderungen des Homeschooling zu begegnen, hat das Münchener Zentrum für Lehrerbildung (MZL) das Projekt „Lehramtsstudierende unterstützen Schülerinnen und Schüler in der Corona-Krise“ initiiert. Über diese Plattform matcht es Lehrkräfte und Lehramtsstudierende nach Schulart, Fach und Jahrgangsstufe. In enger Absprache mit der Lehrkraft betreuen Lehramtsstudierende einzelne Schüler oder kleine Gruppen.

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