Corona Lectures

Virtuelle Veranstaltungsreihe im Wintersemester 2020/21

Die Universität ist, wie die Gesellschaft insgesamt, massiv von der globalen Corona-Pandemie betroffen.

Und doch hat die Universität in der Pandemie auch eine herausgehobene Stellung, denn der Kampf gegen Corona wird nicht zuletzt wissenschaftlich geführt. Insofern ist das öffentliche Interesse an Ergebnissen der Forschung zu SARS-CoV-2 und den gesellschaftlichen Folgen der Ausbreitung sowie an den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus hoch.

Im Wintersemester 2020/21 hat die LMU daher zu einer öffentlichen, virtuellen Vortragsreihe mit renommierten Wissenschaftlern ihrer Fakultäten eingeladen. Die Vortragsreihe zeigte an ausgewählten Schlaglichtern, was die LMU zum Wissen über Corona beiträgt: Im Rahmen der "Corona Lectures" stellten Forscher der LMU ihre bisherigen medizinischen, naturwissenschaftlichen sowie sozial- und geisteswissenschaftlichen Forschungen und Erkenntnisse vor.

Kontakt: ringvorlesung-lmu@lmu.de

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Rückblick:

Das SARS-CoV-2 Virus hat sich innerhalb von Wochen zu einem pandemischen Krankheitserreger entwickelt und hält die Welt seither in Atem. COVID-19 kann asymptomatisch oder mild verlaufen, das neue Coronavirus kann aber auch schwerste Symptome wie Ateminsuffizienz, Lungenentzündungen oder schwere Organschäden hervorrufen oder sogar zum Tod führen.

Medizin und Gesellschaft stehen also vor immensen Herausforderungen: Die Umstrukturierung von Kliniken, die Entwicklung angepasster Hygienekonzepte, die weltweite Impfstoff-Forschung unter Zeitdruck, Diskussionen über alternative Wege hin zu einer Immunität, die Optimierung und Weiterentwicklung diagnostischer Verfahren und der Behandlungsmethoden und der besondere Schutz der Risikogruppen sind nur einige der wichtigen Themen, die es zu bewältigen gilt.

Prof. Keppler berichtet in seinem Vortrag, was Ärzte und Grundlagenforscher bislang geschafft haben, und formuliert aus Sicht eines Virologen, wie die Pandemie am besten in den Griff zu bekommen sein wird.

Prof. Dr. med. Oliver T. Keppler ist Vorstand des Max von Pettenkofer-Instituts der LMU und Inhaber des Lehrstuhls für Virologie, Principal Investigator am Genzentrum der LMU und ein gefragter Experte auf dem Gebiet der Coronavirus-Pandemie.

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Wie gefährlich ist das Coronavirus? Dazu gehen immer neue Aussagen durch die Medien, und nicht alle halten einer wissenschaftlichen Einschätzung stand. In seiner Vorlesung stellt Ulrich Mansmann epidemiologische Instrumente vor, die bei Risiko- und Schadensbetrachtungen zu COVID-19 helfen. Unter anderem befasst er sich mit dem Vergleich von COVID-19 und Grippe sowie der häufig gestellten Frage, ob es in Deutschland schlimmere Infektionskrankheiten als COVID-19 gibt, die wir jedoch in unser gesellschaftliches Leben als Selbstverständlichkeit integriert haben. Der Vortrag zeigt auf, wie die öffentlichen Daten zur Pandemie erhoben und zur Verfügung gestellt werden und wie sich daraus ein regionales, nationales und globales Bild des Geschehens ableiten lässt: Wie viele Personen sind infiziert und wie viele Personen sind erkrankt? Was wissen wir über die Krankheitsverläufe von COVID-19? Eine wichtige Frage ist auch, wie sich die Pandemie in den nächsten Monaten entwickeln wird. Ulrich Mansmann skizziert, auf welcher Grundlage die Pandemie eingeschätzt und Prognosen verschiedener Qualität erstellt werden.

Prof. Dr. Ulrich Mansmann ist Direktor des Instituts für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE) an der Medizinischen Fakultät der LMU und Inhaber des Lehrstuhls für Biometrie und Biomathematik.

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Das Coronavirus infiziert menschliche Körper und kann in ihnen eine gefährliche Krankheit auslösen. Auf die Folgen und die Drohung solcher Infektionen reagiert die Gesellschaft mit bordeigenen Mitteln – mittels medizinischer Behandlung, politischer Entscheidungen, wissenschaftlicher Forschung, medialer Verarbeitung, rechtlicher Erwägungen und familialer Ressourcen. Die Krise infiziert also ihrerseits die Gesellschaft selbst und löst gesellschaftliche Immun-, Abstoßungs-, aber auch inflammatorische Reaktionen aus.

Die Grunderfahrung scheint zu sein, dass unterschiedliche gesellschaftliche Instanzen von der Selbsterfahrung von Entscheidungsunsicherheit, von kaum lösbaren Zielkonflikten und nicht zuletzt einer chronischen Überforderung geprägt sind. Der Soziologe Armin Nassehi fragt, inwieweit sich in der und aus der Krise etwas über die Struktur der modernen Gesellschaft lernen lässt.

Prof. Dr. Armin Nassehi ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der LMU München. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Fragen der Kultursoziologie, Politischen Soziologe und Religionssoziologie sowie der Wissens- und Wissenschaftssoziologie.

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Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Ängste und Sorgen sind ein idealer Nährboden für sogenannte „fake news“, die falsche Fakten in die Welt setzen. Verschwörungstheorien greifen immer weiter um sich und sind inzwischen extrem erfolgreich.

Im Rahmen ihres Vortrags möchte die LMU-Philosophin Monika Betzler zeigen, was diese Phänomene genau ausmacht, worin die ihnen zugrunde liegenden Denkfehler bestehen und schließlich erklären, was sie trotzdem so erfolgreich macht. Als Ausblick möchte die Forscherin Anregungen geben, wie wir verhindern können, dass „fake news“ und Verschwörungstheorien Politik machen.

Prof. Dr. Monika Betzler ist Leiterin des Münchner Kollegs „Ethik in der Praxis“ sowie des Executive Master-Studiengangs „Philosophie-Politik-Wirtschaft“ (PPW), Prodekanin der Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft und Inhaberin des Lehrstuhls V für Praktische Philosophie und Ethik.

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Die Corona-Pandemie hat eine weltweite Rezession verursacht. Millionen von Arbeitsplätzen sind bedroht, die Staatsschulden steigen und viele Unternehmen stehen vor der Insolvenz. Regierungen und Notenbanken versuchen daher, die Wirtschaft mit Konjunkturprogrammen und Liquiditätshilfen zu stützen. Einschränkungen des öffentlichen Lebens zum Schutz vor Ansteckungen werden vielfach dafür kritisiert, den wirtschaftlichen Einbruch zu vertiefen. Außerdem wachsen die Sorgen, dass es zu Überschuldung oder Inflation kommen könnte.

Die Vorlesung analysiert die aktuelle Wirtschaftslage und erläutert, was zu tun ist, um die Krise zu überwinden. Clemens Fuest skizziert zudem, welche langfristigen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft zu erwarten sind.

Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest ist Präsident des ifo-Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V., Direktor des Center for Economic Studies (CES) und Ordinarius am Seminar für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der LMU München.

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Der Schock der COVID-19-Pandemie traf alle gesellschaftlichen und beruflichen Bereiche – so auch die Lehre an den Universitäten. Quasi „über Nacht“ mussten Dozentinnen und Dozenten ihre Lehrveranstaltungen vom Hörsaal in den digitalen Raum verlegen. Zwar sind Universitäten und auch Studierende im Durchschnitt besser mit digitalen Geräten und digitalen Infrastrukturen versorgt als die meisten Schulen, doch auch dort war die vorherrschende Lehr-Lern-Kultur bislang stark analog geprägt.

In ihrem Vortrag erzählt Anne Frenzel sowohl aus persönlicher Perspektive als auch aus einem pädagogisch-psychologischen Blickwinkel, wie sich die pandemiebedingte Umstellung hin zum Lehren und Lernen im digitalen Raum auf das subjektive Erleben auswirkt – insbesondere im Hinblick auf die Motivation und Emotionen aller Beteiligten. Dabei stellt die Psychologin auch aktuelle Befunde einer eigenen noch laufenden empirischen Studie und Ergebnisse von Lehrveranstaltungsevaluationen vor. Im Ausblick skizziert Frenzel, welche Schlussfolgerungen gezogen werden können für eine Zukunft, in der sich „das Beste aus beiden Welten“, der digitalen und der analogen, vereinen könnte.

Professorin Dr. Anne Frenzel ist Direktorin des Masterprogramms „Psychology in the Learning Sciences". Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf den Emotionen von Studierenden, Dozentinnen und Dozenten im Lernprozess.

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Die Coronavirus-Pandemie hat Wissenschaftler und Mediziner über Nacht vor große Herausforderungen gestellt. Die Behandlung der Erkrankten der ersten pandemischen Welle, die notwendigen Umstrukturierungen des LMU Klinikums und die weitere Versorgung der nicht an COVID-19 Erkrankten, aber auch die Initiierung und Durchführung von Forschungsprojekten zu dieser neuen Erkrankung waren von zentraler Bedeutung. Insbesondere Nachwuchsmediziner und -wissenschaftler der LMU haben hierbei Enormes geleistet. Drei von ihnen stellen an diesem Abend sich und ihre Arbeiten in der Pandemie vor.

Die Krankheitsverläufe bei COVID-19 sind außergewöhnlich variabel. Während viele Patienten nur leichte oder gar keine Symptome entwickeln, werden andere schwer krank und müssen intensivmedizinisch behandelt werden. Diese enorme Bandbreite stellt Kliniker und Wissenschaftler vor große Herausforderungen. Dabei sind zentrale Fragen: Welche Personen sind durch COVID-19 besonders gefährdet? Gibt es Faktoren, die vor COVID-19 schützen? Wie erkennen wir besonders schwere Krankheitsverläufe so früh wie möglich? Dr. Johannes C. Hellmuth wird erläutern, welchen Beitrag das LMU Klinikum zur Erforschung von COVID-19 leistet und über die neu entstandenen nationalen Netzwerke zur Bewältigung der COVID-19 Pandemie berichten.

Dr. med. Johannes C. Hellmuth ist Assistenzarzt und Wissenschaftler der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am LMU Klinikum. Neben seiner eigenen wissenschaftlichen Arbeit ist er Studienleiter des COVID-19 Registers des LMU Klinikums (CORKUM) und Referent der LMU task force des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM).

Welche Herausforderungen stellt die COVID-19-Pandemie für die Versorgung von Krebspatienten an einem großen Zentrum dar? Und welche Folgen hat eine COVID-19-Erkrankung auf die unterschiedlichen Patientengruppen? In ihrer Vorlesung berichtet Dr. Elham Khatamzas von ihren Beobachtungen bei der Betreuung von immunsupprimierten Patientinnen und Patienten mit COVID-19 sowie nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion.

Dr. Dr. med. Elham Khatamzas ist Infektiologin in der Klinik für Hämatologie und Onkologie am LMU Klinikum. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich insbesondere mit infektiologischen Komplikationen bei immunsupprimierten Patienten.

Die durch COVID-19 bedingte Isolierung und Einsamkeit können nicht nur in der Allgemeinbevölkerung, sondern in hohem Maße auch bei Menschen mit psychischen Erkrankungen zur zusätzlichen Stressbelastung führen. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen mit und ohne Kontakt zu COVID-19-Patienten sind außergewöhnlichen Stressoren wie Überlastung, Triage-Entscheidungen, Frustration und Erschöpfung ausgesetzt, wodurch eine erhöhte Gefährdung für deren psychische Gesundheit besteht. Dabei ergeben sich folgende Fragen: Wie gehen unter psychischen Erkrankungen leidende Menschen mit der zusätzlichen Stressbelastung während der Pandemie um? Wie hoch ist die Stressbelastung bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen? Können wir ein einfaches, aber genaues Vorhersagemodell entwickeln, das es ihnen ermöglicht, ihre pandemiebedingte psychische Belastung einzuschätzen und mit Hilfe eines schrittweisen Interventionsmodells die geeignete Form der Unterstützung zu wählen?

PD Dr. med. Kristina Adorjan ist Psychiaterin in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am LMU Klinikum. Sie beschäftigt sich mit der Rolle der Umweltfaktoren und den biologischen Grundlagen, die zur Entstehung von psychischen Erkrankungen führen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in Deutschland und in Afrika.

Prof. Dr. med. Oliver T. Keppler, Vorstand des Max von Pettenkofer-Instituts der LMU und Inhaber des Lehrstuhls für Virologie, wird diese Veranstaltung moderieren.

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Die Infektion mit SARS-CoV2 führt zu einer Atemwegserkrankung, die bei schweren Verläufen Lungenversagen verursachen kann. Es wird dann in der Regel notwendig, die Betroffenen invasiv zu beatmen. Häufig kommt es bei diesen Patienten auch zu Komplikationen wie Lungenembolien oder Thrombosen in den Venen.

LMU-Kardiologe Steffen Massberg berichtet im Vortrag über die Mechanismen, die zu derartigen Gefäßverschlüssen führen. Im Blut beatmungspflichtiger COVID-19-Patienten mit Lungenversagen finden entzündliche Prozesse statt, die Blutgerinnung und Blutplättchen aktivieren, was letztlich zu Gefäßverschlüssen in der Lunge führt. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Verschlussbildung sind netzartige Strukturen aus DNA und Proteinen, die die Blutgerinnsel stabilisieren. Prof. Massberg erläutert, wie dieser zunächst lokale Prozess der Immunothrombose sich in einer erhöhten systemischen Thromboseneigung bei einer SARS-CoV-2-Infektion niederschlägt und skizziert, welche Folgerungen daraus für die Therapie von COVID-19 abgeleitet werden können und wie man möglicherweise solche Thrombosen verhindern könnte.

Prof. Dr. med. Steffen Massberg ist Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin/Kardiologie sowie Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am LMU Klinikum. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Immunantwort bei entzündlichen Erkrankungen.

Mutationen des Coronavirus stellen Vorhersagen zum Pandemieverlauf, die mögliche Bildung einer Herdenimmunität und die Wirksamkeit von Impfungen grundsätzlich in Frage. Damit solche Virusvarianten entstehen können, bedarf es eines Selektionsvorteils für das Virus. In Großbritannien, Südafrika und Brasilien haben sich verschiedene Mutationen rasant verbreitet. Wie sieht es in Deutschland aus? Welche Auswirkungen hat dies auf die Wirksamkeit von Impfungen? Wie kann man die nationale und weltweite Impfstrategie anpassen? Diesen Fragen stellt sich Michael Hoelscher in seinem Vortrag. In einer Rückschau wird er die epidemiologische Entwicklung weltweit, aber auch im Detail in München betrachten und insbesondere auf die Daten der populationsbasierten KoCo19-Studie eingehen. Der Mediziner skizziert, was wir aus den bisherigen Erkenntnissen für den weiteren Verlauf der Epidemie lernen können.

Prof. Dr. med. Michael Hoelscher ist Leiter der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin und an einer Reihe Corona-Studien beteiligt. An seinem Institut wurde der erste Fall von SARS-CoV-2 in Deutschland diagnostiziert.

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